ALIEN – In den Schatten (Das Hörspiel)

ALIEN – In den Schatten ist die erste von drei Staffeln der Hörspiel-Serie ALIEN und basiert auf Tim Lebbons Roman “Alien: Out of the Shadows”. Das Midquel spielt 20 Jahre nach Ripleys Notruf zwischen dem ersten und zweiten Teil.

ALIEN

Dies ist eine Vorbemerkung. Scroll also ruhig ab und zu ein wenig nach unten, dann bist du mit dem Text schneller fertig.

Die Alien-Saga hat ja einen bedauerlichen Abstieg hinter sich – vom stilprägenden Science-Fiction-Meisterwerk zu einem gnadenlos ausgelutschten Franchise, das kaum noch Hoffnung auf etwas Besseres als untere Mittelklasse aufkommen lässt.

Aus diesem Grund habe ich mich lange geweigert, auch nur über diese Hörspiel-Reihe nachzudenken. Was sollte dabei schon herauskommen? Das übliche Recycling? Ein paar fade Variationen bekannter Motive? Irgendwo öffnet sich ein Ei, der darin herumlungernde Facehugger springt irgendeinem armen Schlucker ins Gesicht, und die Crew, die den armen Schlucker begleitet, wird nach und nach eliminiert. Wer nicht sofort tot ist, wird zum unfreiwilligen Wirt des Bösen. Am Ende überlebt wieder nur Ripley und fliegt per Rettungskapsel zum nächsten Alien-Date.

Alien - In den Schatten - das Hörspiel
Alien-Büste. Ok, ich gebe es zu, ich bin auch so ein Franchise-Opfer mit einem Regal voller Figuren und Modelle, mit denen ich berühmten Filmklassikern huldige. Dieser (h)armlose kleine Xenomorph gibt auf Knopfdruck ein fürchterliches Geräusch von sich und fährt den sekundären Kiefer aus. (Foto: Robert / www.hoerbuecherfan.de)
TitelALIEN - In den Schatten (Staffel 1)
ReiheALIEN
Autoren Tim Lebbon (Buchvorlage), Dirk Maggs (Hörspielfassung)
MusikJames Hannigan
Gesprochen vonKarin Buchholz, Dietmar Wunder, David Nathan u. a.
Spieldauer4 Std. und 29 Min
Erscheinungsdatum22.09.2016
AnbieterAudible Originals
Verlag, ProduktionHörspielstudio XBerg
Audioformat.aax
RegieHauke Hilberg

Schreie im Weltall

Was erwartet uns also bei diesem Hörspiel? Falls der Aufmacher bei Audible als kleiner Vorgeschmack dienen sollte, dann jedenfalls nichts Gutes. Dort heißt es:

“Ein markerschütternder Schrei hallt durch die Weiten des Weltalls. Doch diesmal wird er gehört.”

Erstaunlich, kann es doch im Weltall, so ganz ohne ein geeignetes Medium wie zum Beispiel Luft, gar nicht hallen. Von geeigneten Reflexionsflächen und den riesigen Entfernungen, die jedem Hall, so markerschütternd er auch sein mag, irgendwann den Garaus machen, ganz zu schweigen. In einem Gruselhörspiel, welches in einer verwinkelten alten Burg spielt, dürfte man sicher zu Recht behaupten, ein markerschütternder Schrei halle durch die Gewölbe, aber in den Weiten des Alls gilt auch weiterhin: no one can hear you scream.

Worum geht es also?

Alien – In den Schatten

Zwischen Teil 1 und Teil II, 20 Jahre nach Ripleys Notruf. (Kein Spoiler)

Wir befinden uns im Jahr 2159 auf dem interstellaren Bergbaufrachter Marion im Orbit über LV-178. Auf dem Planeten soll für eine Tochterfirma von Weyland-Yutani das wertvolle Trimonit abgebaut werden. Während Captain Jordan und Chefmechaniker Hooper die Reparaturarbeiten an dem maroden Schiff überwachen, wartet die erschöpfte Crew auf den Schichtwechsel. Ein Sturm auf der Oberfläche blockiert den Kontakt zum Minenkomplex und die Landefähren sind bereits seit zwei Tagen überfällig, als sich plötzlich die beiden Piloten der Shuttles melden: Die Crew solle die MedPods bereithalten, es gäbe Verletzte, man sei von Kreaturen angegriffen worden. Und bevor die Besatzung so recht begreift, was geschieht, kollidiert die eine Landefähre mit dem Mutterschiff, beschädigt es schwer und tötet dabei den Kapitän und den Sicherheitsoffizier. Die andere Landefähre dockt erfolgreich an, bietet jedoch ein Bild des Grauens. Auf der Bordkamera ist der Pilot zu sehen, der regungslos auf seinem Stuhl verharrt und über seltsam entstellte Leichen hinweg auf unheimliche Wesen blickt, die – in den Schatten kauernd – auf irgendetwas zu warten scheinen. Zu allem Überfluss wurde der alte Raumfrachter durch die Kollision aus dem Orbit geworfen und droht nun innerhalb weniger Tage in der Atmosphäre von LV-178 zu verglühen. Die acht Überlebenden des alten Frachters, die jetzt von Chefingenieur Hooper angeführt werden, verschweißen den Zugang zur Landefähre und unterbrechen die Stromzufuhr, um die Kreaturen festzusetzen und machen sich daran, die Schäden zu beheben.

Ohne Hoffnung auf eine Antwort oder Rettung setzt Hooper ein Notruf über die Kurzstrecken-Antennen ab. Dieser Notruf wird von der Narcissus aufgefangen, die daraufhin ihren Kurs in Richtung LV-178 ändert….

Fazit

Zunächst das Positive: Alien – in den Schatten wurde vom renommierten Hörspielstudio XBerg exklusiv für Audible produziert und ist hochkarätig besetzt. Für die Hörspiel-Adaption von Lebbons Roman konnten viele erstklassige Sprecher*innen gewonnen werden. Neben Anke Reitzenstein, David Nathan und Dietmar Wunder ist auch Karin Buchholz dabei, die Sigourney Weaver im vierten Teil von Alien (Die Wiedergeburt) synchronisiert hat. Die Musik von James Hannigan nähert sich Goldsmith ikonischem Soundtrack erstaunlich gut an und erzeugt in Verbindung mit den Original-Sounds von 1979 sofort die richtige Alien-Atmosphäre. Selbst die literarische Vorlage von Tim Lebbon, die ich im Rahmen dieser Rezension gelesen habe, ist, wenn auch kein überragender Science-Fiction-Roman, so doch immerhin lesbar.

Die Zutaten für ein solides Hörbuch oder Hörspiel wären damit allesamt vorhanden, sollte man meinen. Leider aber, und damit komme ich nun zur Kritik, ist “ALIEN – In den Schatten” meiner Ansicht nach nicht wirklich gelungen – und das liegt nicht etwa an der leicht vorhersehbaren Story, die so ein Alien-“Midquel” zwangsläufig mit sich bringt, sondern daran, dass es nicht gelingt, die einzelnen Szenen zu einer stimmigen Geschichte zu verbinden. Nach einem recht spannenden Anfang wird es im weiteren Verlauf zunehmend holprig, Handlung und Dialoge sind nicht selten schlecht getimt, Redundanzen tauchen auf, gut gemachte Szenen wechseln mit misslungenen ab und so wirkt vieles wie mit der heißen Nadel gestrickt.

Ganz unwillkürlich kommt einem der Gedanke, dass ein Erzähler oder eine Erzählerin vielleicht ein guter Einfall gewesen wäre. Und wirklich! Schon ab der zweiten Episode taucht dann auch ein Erzähler auf und entpuppt sich sehr schnell als sehr schlechter Einfall. Denn ohne irgendeine erkennbare narrative Funktion zu besitzen, informiert uns jener Erzähler jetzt regelmäßig darüber “Was bisher geschah” – im Stile der einleitenden Zusammenfassungen von TV-Serien. Auf eine nervtötendere Idee hätte man kaum kommen können, schließlich ist weder die Geschichte so kompliziert noch mein Gedächtnis so schlecht, dass ich mir unbedingt noch mal anhören muss, was grade vor zehn Minuten passiert ist – zumal ich nicht vorhatte, zwischen den Kapiteln wochenlange Pausen einzulegen.

Es gibt allerdings auch ein paar ganz nette Einfälle der Regie, wenn zum Beispiel Captain Jordan ihren Chefmechaniker gereizt darum bittet, die “dämliche” Stimme des Bordcomputers zu ändern. Der Bordcomputer wird von David Nathan gesprochen.

Rollen und Sprecher*innen

RolleSprecher*in
Chris HooperDietmar Wunder
Ellen RipleyKarin Buchholz
AshBernd Vollbrecht
Marion ComputerDavid Nathan
LachanceRoman Kretschmer
KasyanovAnke Reitzenstein
BaxterKonrad Bösherz
SneddonAnn Vielhaben
WelfordSven Riemann
PowelMichael Iwannek
JordanSilvia Missbach
GarciaMaja Maneiro
Narzissus ComputerJana Kozewa
Med Pod, CornellJakob Weigert
VicAndreas Hosang
KeechChristiane Marx
MinenarbeiterHauke Hilberg

ALIEN – In den Schatten (Hörspiel)

ALIEN – In den Schatten (Hörspiel)
5,4
Gesamtwertung
  • Geschichte
    50%
  • Sprecher
    60%
  • Umsetzung
    40%
  • Musik/Geräusche
    80%
  • Spannung
    40%

Pro

  • Viele gute Sprecher*innen
  • Interessanter Ansatz als Midquel
  • Atmosphärisch stimmig eingesetzte (Original)Sounds

Contra

  • Kopiert weitgehend das Alien-Rezept
  • Mittelmäßige Geschichte
  • Schwache Hörbuch-Adaption

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95

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